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Von Christina Rothfuß
30. Mai 2023

Der QIX Deutschland kann am Dienstag angesichts der vorläufigen Einigung im US-Schuldenstreit um gut 0,5 % auf 15.425 Punkte zulegen. Versicherer Talanx übernimmt Lateinamerika-Geschäfte von Liberty Mutual und will künftig gut 45 % der Prämien der Sparte “Privat- und Firmenversicherung International“ mit dem Kontinent erzielen. RWE wird Alleineigentümer von großer Windpark-Gruppe in der Nordsee und profitiert weiterhin vom starken Erzeugergeschäft rund um Erneuerbare Energien.

Mit Aufschlägen von gut 2,0 % war am Montag im Qualitäts-Index die Aktie von Talanx einer der Favoriten. Heute liegt sie auch erneut leicht im Plus bei 51,10 Euro. Dabei hatte Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern am Wochenende bekannt gegeben, mit einem milliardenschweren Zukauf sein Geschäft in Lateinamerika stärken zu wollen. Talanx übernehme für umgerechnet rund 1,38 Mrd. Euro vom US-Versicherer Liberty Mutual Insurance das Privatkundengeschäft in Brasilien, Chile, Kolumbien und Ecuador, dies wurde von Unternehmensseite mitgeteilt. Die übernommenen Tochtergesellschaften, die unter dem Namen Liberty Seguros geführt werden, kommen zusammen mit 4.600 Mitarbeitern auf ein Bruttoprämienvolumen von umgerechnet 1,7 Mrd. Euro. Letztlich baut Talanx mit dem Zukauf seine Präsenz in Lateinamerika deutlich aus. Wobei die Tochter HDI International im Jahr 2022 in Brasilien, Chile und Kolumbien auf ein Prämienvolumen von rund 1,4 Mrd. Euro kam. Aber in Chile steigt Talanx als Versicherer mit dem Erwerb der Liberty Mutual-Geschäfte eigenen Angaben zufolge in der Sachversicherung zur Nummer 1 auf und in Brasilien zur Nummer 2. Die Akquisition fügt sich nahtlos in unsere Strategie ein, in unseren Kernmärkten durch organisches und anorganisches Wachstum marktführende Stellungen zu erlangen, erklärte der Talanx-Chef die Übernahmepläne. Der Erwerb werde das Ergebnis und die Eigenkapitalrendite bereits im 1. Jahr nach dem für das 1. Halbjahr 2024 erwarteten Abschluss verbessern.

Talanx verfügt aber schon jetzt über ein profitabel wachsendes internationales Retailgeschäft. Und künftig sollen rund 45 % der Prämieneinnahmen innerhalb der Sparte “Privat- und Firmenversicherung International“ aus Lateinamerika kommen. Allerdings steht der Vollzug der Transaktion noch unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher Genehmigungen. Dafür aber steigerte die Versicherungsholding zum Jahresstart ihren Versicherungsumsatz um gut 6 % auf 10,7 Mrd. Euro. Erstmals wurden die Q1-Zahlen von Talanx dabei auch nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9 berechnet, die für große Versicherer seit 2023 gelten. Der teuerste Schadenfall war für die Gruppe in den ersten 3 Monaten aber die Erdbeben in der Türkei und Syrien. Die Rückversicherungstochter Hannover Rück, an der Talanx die Mehrheit hält, legte dafür gut 200 Mio. Euro zur Seite. Zuletzt aber warfen die erfolgreich sanierte Industrieversicherungssparte, das internationale Privat- und Firmenkundengeschäft und die Hannover Rück mehr Gewinn ab. In der deutsche Privat- und Firmenkundenversicherung der Tochter HDI musste Talanx infolge höherer Kfz-Schäden dagegen einen Ergebnisrückgang hinnehmen. Auch die mit der Inflation zuletzt gestiegenen Schadensummen schlugen negativ zu Buche. Die Aktie aber bleibt folglich mit einer stattlichen Dividendenrendite von 5,2 % ein spannender Kaufkandidat.

Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden einbezogen.

Ungeachtet der zuletzt guten Nachrichtenlage liegt am Dienstag im Qualitäts-Index die Aktie von RWE nur leicht Plus bei 39,15 Euro. Auch der Energieversorger hatte zuletzt sein “grünes“ Erzeugergeschäft mit Wind auf See erweitert, und ist dabei alleiniger Eigentümer einer geplanten Windpark-Gruppe in der Nordsee geworden. Für 35 Mio. Euro habe man vom kanadischen Unternehmen Northland Power dessen 49-Prozent-Anteil an dem bislang gemeinsam entwickelten Cluster gekauft, teilte RWE in der Vorwoche hierzu mit. Die vierflächigen Offshore-Windcluster nördlich der Insel Juist mit einer Kapazität von insgesamt 1,6 GW sollen der Mitteilung zufolge in jeweils zwei Schritten in den Jahren 2027 und 2029 in Betrieb genommen werden. RWE will mit den geplanten Windparks jährlich rund 6 TW/h grünen Strom erzeugen. Diese Strommenge würde rein rechnerisch reichen, um 1,5 Mio. Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 4.000 KW/h, ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Damit bauen wir unsere Position als eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Offshore-Wind weiter aus, erklärte der Vorstand der RWE-Sparte “Offshore Wind“. Man unterstütze damit insbesondere die Dekarbonisierung der Industrie im Heimatmarkt, betonte der Manager.

Dabei gilt RWE sowohl in den USA als auch in Europa schon jetzt zu den mit am besten positionierten Green-Tech-Unternehmen, um vom Trend zu Erneuerbaren Energien zu profitieren. Allerdings dürfte der Gewinn aus dem Handel mit Energie trotz boomender “grüner“ Erzeugergeschäfte in 2023 deutlich schwächer ausfallen. Insgesamt soll das Kerngeschäft des Stromerzeugers in diesem Jahr nur noch zwischen 4,8 bis 5,4 Mrd. Euro zum operativen Ergebnis beitragen. 2022 waren es noch 5,56 Mrd. gewesen. Der von RWE in diesem Jahr erwartete Rückgang kommt aber nicht überraschend. Schließlich hatten im letzten Jahr die hohen Energiepreise sowie starke Preisschwankungen das Ergebnis beflügelt. Für das laufende Jahr aber erwartet das Management, dass Teile der erzielten Gewinne in Europa und Großbritannien angesichts der geplanten "Übergewinnsteuer" abgegeben werden müssen. Dennoch haben die Aktionäre von RWE für das Rekordjahr 2022 eine Dividende von 0,90 Euro erhalten, was neben dem KGV von nur 11 eine Kapitalrendite von 2,3 % ergibt.

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der TraderFox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u. a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

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