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Von Christina Rothfuß
17. Mai 2023

Die Unsicherheit rund um den drohenden Zahlungsausfall der USA lässt bei TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Mittwoch kaum größere Kursbewegungen zu. Am Nachmittag liegt er folglich leicht im Minus bei 120,88 Punkten. Novozymes wächst in Q1 mit Enzym- und Bakterienprodukten organisch erneut um 5 %, ein Treiber war dabei mit +28 % vor allem das Biokraftgeschäft. Deutsche Börse-Vorstand verteidigt geplante und fast 4 Mrd. Euro schwere Simcorp-Übernahme, und rechnet mit Zustimmung der Simcorp-Eigner im 3. Quartal.

 

Mit einem leichten Kursabschlag auf 48,10 Euro präsentiert sich am Mittwoch im Qualitäts-Index die Aktie von Novozymes. Die Papiere haben sich von ihren jüngsten Tiefs im Zuge der angekündigten milliardenschweren Fusion mit dem Konkurrenten Chr. Hansen aber bereits erholen können. Dies ist auch kein Wunder, gilt doch das dänische Unternehmen angesichts seines "First Mover Advantage" und innovativer Produkte führend bei der Entwicklung von industrieweit angewandten Enzymen und Mikroorganismen. Und die kürzlich genehmigte Zusammenlegung von Novozymes` und Chr. Hansens Bioscience-basierten Geschäften dürfte eine starke Firmengruppe schaffen, mit einem noch diversifiziertem “Biosolutions“-Portfolio. Dabei reichte das Angebotsspektrum des Unternehmens vor der Fusion mit weit über 700 Produkten von der Herstellung von Biokraftstoffen über die Produktion von Transfetten, bis hin zu technischen Enzymen für die Leder-, Textil- und Forstwirtschaft. Und Novozymes` Kerngeschäft war in den ersten 3 Monaten erneut sehr robust verlaufen. Immerhin kletterten die Quartalserlöse trotz schwieriger Umstände organisch um 5 %, bei einer beachtlichen EBIT-Marge von 26 %. Einer der Wachstumstreiber dahinter war das auf Nachhaltigkeit ausgelegte Produktsortiment für die Landwirtschaft, Tiergesundheit sowie die Nahrungsergänzungsmittel-Branche (+19 %). Außerdem legte Novozymes` Q1-Absatz rund um Biokraftstoffe  dank boomender US-Bioethanol-Produktion und weltweit hoher Biodiesel-Nachfrage deutlich um 28 % zu.

Nach dem starken Jahresstart könnten die Dänen in 2023 sogar auf ein neuerliches Rekordjahr zusteuern, trotzdem die Ch. Hansen-Verschmelzung erst im Schlussquartal abgeschlossen werden soll. Das Management hat jedenfalls die bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr kürzlich bekräftigt. Demnach dürfte der Umsatz von Novozymes in diesem Jahr unterstützt von Preisanhebungen und höheren Verkaufsmengen organisch um 4 bis 7 % steigen. Und das von der Biotechfirma betriebene und innovative Geschäft mit Mikroorganismen und Bakterien, was über 7.000 eigene und auch lizenzierte Patente verfügt, soll obendrein auch hochrentabel bleiben. Denn die EBIT-Marge soll sich bei Novozymes zum Jahresende bei unverändert 25 bis 26 % einpendeln, die erzielte Eigenkapitalrendite dagegen bei 16 bis 17 %. Die Aktie ist allerdings ohne integriertem Chr. Hansen-Geschäft mit einem 2023er-KGV von 29 bewertungstechnischen alles andere als günstig. Premiumqualität hat also weiterhin seinen Preis.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Zu einem der heutigen Verlierer hat sich am Mittwoch im Qualitäts-Index die Aktie der Deutschen Börse entwickelt. Allerdings notiert sie dabei mit Dividendenabschlag bei aktuell 165,90 Euro. Bei der gestrigen Online-Hauptversammlung des Frankfurter Börsendienstleisters wurde von den Aktionären jedoch der angekündigte Zukauf des dänischen Softwareanbieters Simcorp kritisch gesehen. Mit rund 3,9 Mrd. Euro greife die Börse tief in die Tasche und nehme eine hohe Bewertung von Simcorp in Kauf, hieß es unter anderem von Seiten der Investmentfondsgruppe Deka. Die Deutsche Börse will mit der größten Übernahme ihrer Geschichte ihr Geschäft mit Daten stärken und sich so unabhängiger von Schwankungen an den Finanzmärkten machen. Wir wollen mindestens 50 % der Simcorp-Anteile plus eine Aktie erreichen. Und wir nehmen gerne deutlich mehr, sagte gestern der Deutsche Börse-Vorstand. Unsere Finanzierung von knapp 4 Mrd. Euro ist so ausgelegt, dass wir auch eine vollständige Andienung aller Aktien stemmen können. Der Manager äußerte sich zudem zuversichtlich, dass das Übernahmeangebot der Deutschen Börse von Ende April im 3. Quartal erfolgreich sein wird. Der Einfluss einer erfolgreichen Simcorp-Übernahme auf die Erträge des laufenden Jahres wird jedoch noch begrenzt sein.

Den Erwerb will die Deutsche Börse vor allem über bestehende Barmittel aber auch mit Bankkrediten finanzieren. Investoren fanden aber nach der Ankündigung die Bewertung von Simcorp deutlich zu hoch, weshalb die Aktie Ende April auch kräftig abverkauft wurde. Das Geschäft von Simcorp sei “hochgradig komplementär“ zur Deutschen-Börse-Sparte Daten & Analytik, betonte zuletzt aber die Unternehmensführung. Letztlich wird es für die Deutsche Börse aber mit dem dänischen Software-Entwickler möglich, langfristige Branchentrends noch besser zu nutzen. Zudem soll die Geschäftszusammenlegung helfen, mit wachsenden wiederkehrenden Umsätzen die Einnahmen des Finanzmarkt- und Derivatespezialisten weiter zu diversifizieren. Für die Deutsche Börse wäre dies zwar der bislang größte Zukauf, aber schon 2007 hatte das damalige Management für die amerikanische Optionsbörse ISE die Summe von rund 2,8 Mrd. USD auf den Tisch gelegt. Mit dem heutigen Dividendenabschlag bewegt sich das aktuelle KGV der Aktie bei 20, was vergleichsweise moderat erscheint.

 

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