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Von Christina Rothfuß
02. Juni 2023

Die Erleichterung über das Ende des US-Schuldendramas hat am Donnerstag an der Wall Street eine Kurserholung ausgelöst. Auch der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index kletterte dabei um 1,4 % auf 26.971 Punkte. Cloud-Spezialist Veeva erhöht nach starker Q1-Entwicklung den Jahresausblick und rechnet neben 9 % Wachstum mit deutlich mehr Gewinn. Paycom`s Einführung der innovativen HR-Software-Weiterentwicklung “Beti“ dürfte in den nächsten 5 Jahren zu einem Gewinnanstieg von im Schnitt 24 % führen.

 

Der absolute High-flyer war mit einem Plus von fast 20 % auf 198,30 USD am Donnerstag im TraderFox-Index die Aktie von Veeva Systems. Verantwortlich für das Kursfeuerwerk bei Papieren des Cloud- und Datenplattform-Spezialisten waren zum einen gute Quartalszahlen, zum anderen die höheren Jahreserlös- und Gewinnaussichten. So konnte Veeva mit dem vorgelegten Q1-Zahlenwerk für das neue Bilanzjahr 2023/24, das am 30. April endet, einen Umsatzanstieg um 4 % auf 526 Mio. USD vermelden. Hier stach vor allem die “Professional-Service“-Sparte des Unternehmens rund um das Software- und IT-Beratungsgeschäft mit einem Zuwachs von 11 % heraus. Während das Abo-Geschäft von Veeva mit der lizenzpflichtigen Cloud-Sparte ”Veeva Vault”, die forschungs- und entwicklungsbezogene Daten, unter anderem für Arzneimitteltests, effizienter macht, um 3 % zulegte. Das Management hatte aber gestern die Gesamtjahresprognose angehoben, was letztlich die Kursexplosion mit anfachte. Demnach soll bei Veeva auf Jahressicht ein Umsatzwert zwischen 2,36 und 2,37 Mrd. USD sowie ein Gewinn je Aktie von 4,59 USD erreicht werden. Während Analysten nur 4,32 USD und ein Umsatzniveau von 2,36 Mrd. USD auf dem Zettel hatten. Veeva als Gesundheits- und Pharmadienstleister hat mit den gestrigen Zahlen und dem robustem Wachstum einmal mehr überzeugen können, auch weil das Software- und IT-Geschäft kaum zyklischen Einflüssen ausgesetzt ist. Das Unternehmen selbst nennt sich gern führender Cloud-Partner zahlreicher “Life-Science“-Gesellschaften.

Dabei offeriert Veeva mit ”Veeva Commercial Cloud” eine wichtige Datenplattform, die es gesundheitsorientierten Firmen ermöglicht, interne Abläufe zu kontrollieren. Über die Jahre hat sich der IT-Dienstleister damit einen Kundenstamm von über 1.000 Pharma- und Medizintechnikgrößen wie Bristol Myers Squibb, Novartis oder auch Merck aufgebaut. Und allein in den zurückliegenden 5 Jahren lag das von Veeva erzielte Wachstum bei durchschnittlich 25 %. Für 2023/24 wird zwar nur noch mit rund 9 % gerechnet, im Jahr darauf dürften die Zuwachsraten aber mit geschätzten 19 % wieder beachtlich sein. Zumal sich der Software- und Cloud-Anbieter in einem durchaus wettbewerbs-intensiven Umfeld bewegt. Für Veeva hatte der Vorstand schon 2019, als die Jahreserlöse noch bei 1,0 Mrd. USD lagen, die ehrgeizige Umsatzzielgröße von 3 Mrd. USD bis 2025 als nächsten Meilenstein gesehen. Und mit mittlerweile gut 30 angebotenen Software- und Datenprodukten, die auch einen technologischen Vorsprung bedeuten, sollte der Wachstumspfad von Veeva intakt bleiben. Unterstützt von einer nach wie vor starken Gewinnmarge von zuletzt 23 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index ist ein Aktien-Index, der mithilfe von Qualitätskriterien aus den 20 operativ erfolgreichsten US-Unternehmen gebildet wird.  Neben dem langfristigen Firmenerfolg und einer stabilen Geschäftsentwicklung müssen die Unternehmen sogenannte „Burggraben“- Eigenschaften aufweisen. Burggraben-Unternehmen zeichnen sich durch nur schwer angreifbare Geschäftsmodelle aus. Der Erfolg dieser Unternehmen zeigt sich in der Qualität verschiedener Kennzahlen, wie eine hohe und stabile Nettogewinnmarge, hohe Eigen- und Gesamtkapitalrenditen sowie stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum.

Leichte Kurszuwächse verbuchte am Donnerstag im Zuge der gestrigen Erholung im TraderFox-Index auch die Aktie von Paychex. Am Handelsende schloss sie bei 281,10 USD. Was den Titel des US-Softwareentwicklers derzeit wieder interessant macht, ist die in den letzten Monaten wieder niedriger gewordene Bewertung. Zwar agiert Paycom in einem vom Wettbewerb umkämpften Feld rund um “Human-Resources“ (HR)-Software-Managementdienste. Mit diesen können Unternehmenskunden letztlich ihre Angestellten effizienter Bezahlen, Anwerben und Managen, inklusive Zeiterfassung und Überwachung von Regulierungsvorgaben. Dabei bedient der Software-Spezialist vor allem die als “Small Business“ bezeichneten Mittelständler in den USA mit bis zu 10.000 Angestellten. Hier konkurriert Paycom auch mit US-Konkurrenten wie Automatic Data Processing und dem kleineren Anbieter Paylocity. Was aber für die Amerikaner spricht, ist, dass mittlerweile über 36.000 Firmenkunden die Cloud-basierten HR-Software-Managementdienste des Unternehmens nutzen. Und die IT-Produkte von Paycom sind zudem auch ziemlich beliebt, was die in 2022 erreichte Kundentreue von 93 % und die niedrigen Akquisekosten belegen. Das letzte Geschäftsjahr war bei dem Software-Dienstleister zudem auch mit neuerlichen Rekordzahlen übersäht, getrieben von einem anhaltend starken US-Arbeitsmarkt.

Paycom's Wachstumsstory ist auch überaus beeindruckend, schließlich legte die Aktie seit dem IPO im Jahr 2014 um über 1.600 % zu. Während der damals erzielte Gewinn von 6 Mio. auf zuletzt 281 Mio. USD kletterte. Allerdings ist das HR-Outsourcinggeschäft des Unternehmens rezessionsanfällig, was die aktuelle Schwäche der Anteilsscheine belegt. Der Grund hierfür ist, dass Paycom von seinen Kunden je nach Produktanwendung und Beschäftigungszahl bezahlt wird. Darauf hat das Management aber schon im Jahr 2021 mit Einführung der HR-Software-Weiterentwicklung “Beti“ (Better-employee-transaction-interface) reagiert, die viele Erfassungsfehler der Vorgänger-Produktreihen vereinfacht und verbessert hat. Mit Beti kommt das IT-Unternehmen inzwischen auf eine Wiederverwendungsrate unter den Kunden von 99 %, was für Paycom letztlich ein innovativer Meilenstein geworden ist. In den nächsten 5 Jahren wird aufgrund der gegenwärtigen Marktnische und der beliebten Produktpalette folglich mit einem Gewinnanstieg von im Schnitt 24 % gerechnet.

 

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